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Stipendienkultur nachhaltig verankern 

Dokumentation zur digitalen Veranstaltung des Projekts „Stipendienkultur Ruhr“

Am 17. Februar stellten die Mitwirkenden des Projekts „Stipendienkultur Ruhr“ die kurz zuvor erschienene Publikation mit zentralen Ergebnissen und Erfolgsfaktoren in einer digitalen Veranstaltung vor. Abschließend diskutierten Vertreter*innen der Hochschulleitungen und RuhrFutur, wie sich diese Stipendienkultur nachhaltig verankern lässt. Rund 120 Gäste aus Hochschulen, Förderwerken und Organisationen nahmen teil.

Im Fokus des ersten Teils der Veranstaltung stand die Vorstellung des Handbuchs „Stipendienkultur stärken – Wegweiser für Hochschulen“, das im Januar erschienen ist. Nach einem autobiografisch geprägten Grußwort von Dr. Oliver Döhrmann, Geschäftsführer von RuhrFutur, beleuchtete die Projektleitung Melina Wachtling in der Einführung retrospektiv, welche Ziele und Ansätze das Projekt vor dem Hintergrund der besonderen Ausgangsbedingungen im Ruhrgebiet verfolgte. Dazu zählt auch der mit rund 54 Prozent überdurchschnittlich hohe Anteil an Erstakademiker*innen – eine Gruppe, die insbesondere in der Begabtenförderung noch immer unterrepräsentiert ist.

Screenshot Veranstaltung

Grafik Anteil Erstakademiker

Grafik Betreuungsrelationen

 

Handlungsfelder für das Etablieren einer Stipendienkultur

Die Mitwirkenden des Projekts an den sieben beteiligten Hochschulen präsentierten die Ergebnisse strukturiert nach fünf zentralen Handlungsfeldern, die für die Etablierung einer Stipendienkultur relevant sind. Die Referent*innen Jelena Jojevic (Ruhr-Uni Bochum), Jennifer Rudolph (Hochschule Ruhr West), Jina Joseph Vazhavelil (Uni Duisburg-Essen), Laura Estner (Westfälische Hochschule) und Marie-Christine Boos (TU Dortmund) gaben einen Einblick in die Ansätze und vielfältigen Maßnahmen, die im Rahmen des Projekts sowohl an den Hochschulen als auch hochschulübergreifend umgesetzt wurden, und stellten jeweils Empfehlungen und Erfolgsfaktoren heraus.  

Grafik Übersicht Handlungsfelder

Grafik Spotlight

Austauschforen: Thematische Vertiefung und Einblicke in die Praxis

In parallelen Austauschforen kamen die Teilnehmenden und Projektbeteiligten ins Gespräch: Anhand von Best-Practice-Beispielen wurden drei Schwerpunktthemen vertieft.

Im Forum 1, moderiert  von Katja Hensel (FH Dortmund), stand der Austausch zu Erfahrungen und guter Praxis in der Beratung und Begleitung von Stipendieninteressierten im Vordergrund. Neben der Frage, welche Stipendien für spezielle Zielgruppen wie internationale Studierende zur Verfügung stehen, wurde diskutiert, wie Hochschulen Erkenntnisse über die Bewerbungs- und Erfolgsquoten ihrer Studierenden gewinnen können.

In Forum 2 gaben Jina Joseph Vazhavelil (Uni Duisburg-Essen) und Laura Estner (Westfälische Hochschule) einen Einblick, welche Ansätze sich für die interne und externe Vernetzung und Kooperation bewährt haben. Im anschließenden Austausch wurde der Nutzen von Peer-to-Peer-Ansätzen speziell für die Ansprache von Erstakademiker*innen herausgestellt. Die Teilnehmenden erörterten verschiedene Lösungsansätze, um die Vorschlagszahlen sowie die Response-Rate vorgeschlagener Studierender zu erhöhen.

Wie Kommunikation und Wissenstransfer im Stipendienkontext gelingen können, stand im Mittelpunkt des Austauschs in Forum 3, moderiert von Paul Spiegelberg (Hochschule Bochum). Als Praxisbeispiel stellte Marie-Christine Boos (TU Dortmund) das Konzept eines digitalen Stipendienkurses auf der Plattform Moodle vor, den mehrere Hochschulen im Rahmen des Projekts eingerichtet haben. Im Interview berichtete Laura Pilat (Ruhr-Uni Bochum), wie sich eine längerfristig angelegte Kampagne mit Video-Testimonials über Social Media konzipieren und umsetzen lässt und wie die Resonanz auf die Kampagne ausfiel.

Podiumsdiskussion: Diversität, Commitment und Collective Impact als zentrale Erfolgsfaktoren

Anknüpfend an sieben übergreifende Erfolgsfaktoren, die die Publikation herausarbeitet, diskutierten Vertreter*innen der Hochschulleitungen und der Geschäftsführer von RuhrFutur im abschließenden Panel zur Frage, wie sich die Stipendienkultur an Hochschulen nachhaltig verankern lässt.

Prof. Tamara Appel, Prorektorin für Lehre und Studium der FH Dortmund, plädierte dafür, die hohe Diversität sowohl der Studierenden als auch der Hochschulangehörigen im Ruhrgebiet als Chance und Bereicherung statt als Defizit zu begreifen: „Über Awareness sind wir in der Lage, Akzente an der Hochschule in verschiedenen Bereichen zu setzen.“ Prof. Oliver Koch, Vizepräsident für Forschung und Transfer der Hochschule Ruhr West, hob noch einmal die zentrale Bedeutung von Vorbildern und ihrer Einbindung in die Stipendienarbeit hervor, um insbesondere Studierende aus nicht-akademischem Elternhaus zu ermutigen.

Grafik Erfolgsfaktoren

 

Zur Sprache kamen auch die Hürden, die es weiterhin zu überwinden gilt, beispielsweise die multiplen Anforderungen an Professor*innen und Lehrende. Wenn es gelinge, eine Kultur zu schaffen, in der es selbstverständlich ist, Studierende mit einem Empfehlungsschreiben zu unterstützen, sei schon ein großer Schritt erreicht, betonte Prof. Wiebke Möhring, Prorektorin Studium an der TU Dortmund. Angesichts der Vielfalt der Förderwerke sei zudem ein gutes „Matching“ zwischen Studierenden und Förderwerken entscheidend, wie Prof. Ute Klammer, Direktorin des Instituts Arbeit und Qualifikation an der Uni Duisburg-Essen, unterstrich. Die Redner*innen waren sich einig, dass das Commitment von Hochschulangehörigen einen zentralen Erfolgsfaktor darstellt und wie wichtig es zugleich sei, dies zu honorieren und das Thema Stipendien an der Hochschule immer wieder zu „befeuern“. Neben diesem individuellen Engagement bedürfe es auch einer systematischen Unterstützung – die Hochschulleitungen und Dekanate seien gefragt, dafür Räume zu schaffen, wie Prof. Kornelia Freitag, Prorektorin für Lehre und Studium der Ruhr-Uni Bochum, bekräftigte.

Konsens herrschte darüber, dass aus der konstruktiven hochschulübergreifenden Zusammenarbeit angesichts ähnlicher Herausforderungen spürbare Synergien hervorgingen. „Hier ging es wirklich so nahtlos, wie ich es eigentlich überall gerne hätte“, sagte Prof. Thomas Nied-Menninger, Vizepräsident Lehre und Studium an der Hochschule Ruhr West. Auch Dr. Oliver Döhrmann, Geschäftsführer von RuhrFutur, hob abschließend die enge Verknüpfung von Collective Impact, Kontinuität und Vernetzung hervor. Das Zusammenwirken der Hochschulen betrachte er als eine „Kultur, die gepflegt werden muss und voraussetzt, dass es Menschen gibt, die sich darum kümmern“.

Illustration Collective Impact

Resümee und Ausblick: Die Stipendienkultur pflegen und weiterentwickeln

Das abschließende Resümee fiel positiv aus: Die Hochschulen können auf ausgereifte und bewährte Konzepte für die Begleitung Stipendieninteressierter, für die hochschulinterne und externe Kooperation und den Wissenstransfer zurückgreifen und aufbauen. Die im Projekt erzielten strukturellen Veränderungen und etablierten Kooperationsbeziehungen werden nachhaltig Wirkung entfalten, viele der Aktivitäten werden an den Hochschulen fortgeführt. Auch den hochschulübergreifenden kollegialen Austausch im Bereich der Stipendienarbeit möchten die Projektbeteiligten weiterführen, so dass damit ein regionales Netzwerk bestehen bleibt.

Klar ist aber auch: Die Stipendienkultur bedarf beständiger Aufmerksamkeit, Pflege und Weiterentwicklung, um zu florieren.

Symbolbild, iStock/salamatik
Bild: iStock/salamatik

 

Cover der Publikations Stipendienkultur stärken

Handbuch „Stipendienkultur stärken“

Die vorgestellten Ergebnisse sind in der Publikation „Stipendienkultur stärken – Wegweiser für Hochschulen“ strukturiert aufbereitet. Damit steht allen Hochschulangehörigen, die sich für das Thema Stipendien einsetzen möchten, ein praxisnahes Handbuch zur Verfügung. Die digitale Version bietet zusätzlich Best-Practice-Beispiele und einen Material-Pool. Das Handbuch steht kostenfrei zum Download bereit:

www.ruhrfutur.de/wegweiser-stipendienkultur

Das Projekt „Stipendienkultur Ruhr“
Seit Ende 2018 arbeiten sieben Hochschulen gemeinsam mit RuhrFutur darauf hin, das Thema Stipendien stärker in den Fokus zu rücken und Studierende im Ruhrgebiet auf ihrem Weg zu einem Stipendium zu begleiten. Die Veranstaltung markierte den formalen Abschluss des Projektteils „Hochschule“, der Ende Mai 2022 ausläuft.
Über RuhrFutur
RuhrFutur ist eine gemeinsame Bildungsinitiative, die von der Stiftung Mercator, dem Land Nordrhein-Westfalen, dem Regionalverband Ruhr, sechs Städten und einem Kreis sowie sieben Hochschulen getragen wird.
Kontakt

Haben Sie Fragen oder Anregungen, möchten Sie sich vernetzen oder zur Stipendienarbeit an Hochschulen austauschen? Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme!

Grafik Team

Das Projekt „Stipendienkultur Ruhr“ ist eine gemeinsame Initiative der RuhrFutur gGmbH, des NRW Zentrums für Talentförderung der Westfälischen Hochschule und der Talentmetropole Ruhr, gefördert durch die Stiftung Mercator und die RAG-Stiftung. Der Projektteil Hochschule wurde gefördert durch die Stiftung Mercator.

Informationen zum schulbezogenen Projektteil von Stipendienkultur Ruhr finden Sie hier.